Vom Ijen Plateau auf die Insel der Götter

Es ist mal wieder mitten in der Nacht, als es an unsere Zimmertür klopft - 3.30 Uhr Abfahrt zum Fuße des Kawah Ijen. Zum Frühstück steht für jeden eine Pappschachtel bereit in der sich 3 Scheiben Toast, ein Tütchen Erdbeermarmelade und ein Ei befinden - ideale Stärkung für unsere Gipfelbesteigung heute!? Unser Fahrer bringt uns zum Pos Patulding, wo wir ganz unerwartet absolut alleine sind. Genial! Das ist das genaue Gegenteil zum Bromo. Hier sind garkeine Drückerbusse, keine Touristen (zumindest in dieser Herrgottsfrühe..) und alles ist noch so wie man es sich vorstellt von einem völlig untouristischen Java..Herrlich! Wir rüsten uns unten noch mit ein paar Wasserflaschen und leckeren Keksen aus und machen uns dann auf den Weg zum Kraterrand. Der Anfang des Wanderpfades ging ganz harmlos los und wurde dann zunehmend steiler bis wir schließlich richtig ins Schwitzen geraten bei durchschnittlich 16% Steigung. Das ganze über ein sportliche Strecke von 4.5km. Spätestens jetzt sind wir richtig wach und der Motor läuft auf Hochtouren.

Die ganze Strecke über sind wir die einzigen Touristen und uns kommen permanent die Schwefel-Arbeiter entgegen, die je zwei Körbe verbunden mit einem Bambusstab auf der Schulter den Berg heruntertragen. Im Krater des Kawah Ijen wird nämlich Schwefel abgebaut und die Arbeiter sind ab Anbruch des Tages unterwegs und tragen die schweren Schwefelbrocken in den zwei Körben nach unten. Auf halber Strecke gibt es eine Wiegestation, wo die "Ladung" gewogen wird, denn jeder Arbeiter wird nach Gewicht der Brocken bezahlt. Hier fällt uns die Kinnlade herunter als wir erfahren wie hoch das Gewicht der durchschnittlichen Ladung ist: zwischen 70-110kg, PRO ARBEITER! Wir haben schon Probleme unsere eigenen Astralkörper den steilen Berg hinauf- und hinabzuschleppen und die Arbeiter meistern dieselbe Strecke abwärts mit mehr als dem doppelten ihres Körpergewichtes! Im Schnitt laufen sie die Strecke anscheinend zweimal pro Tag und verdienen so um die 600 Rupien pro Kilo, das heißt umgerechnet 5 Eurocent. Pro Ladung wären das dann zwischen 3,5 - 5,5 €. Zu beneiden sind sie nicht, das ist mehr als hart verdientes Geld.
Gleichzeitig mit dem beginnenden Sonnenaufgang kommen wir oben am Kraterrand an (nach einer Aufstiegszeit von 1,5 Stunden) und können erst einmal durch den beißenden Schwefelnebel nichts erkennen, geschweige denn in den Krater absteigen. Also wird beschlossen erst einmal den Rand entlangzulaufen. Und wie es das Glück eben immer gut mit uns meint klart es nach und nach auf, die Sonne kommt hinter den Bergen hervor und bereitet uns alle viertel Stunde ein gigantisches Bild in den Krater und dem innenliegenden See. Wir können nun von oben sogar die Schwefel-Quellen sehen, hoffentlich ist das auf den Photos auch gut zu erkennen. Nachdem wir den Ausblick von oben ausgiebig genossen haben geht es an den Abstieg zwischen den vielen Schwefelarbeitern und einzelnen Besuchern, die nach uns zu einer humaneren Zeit den Weg nach oben gewagt haben.
Zurück am Bus starten wir den Weg zur Fähre, über noch schlimmere Schlaglochpisten als wir es bisher schon gewohnt waren. An der allerschlimmsten Stelle mussten sogar einige aussteigen und der Bus wurde langsam über die schwierigen Stellen gelotst. Gegen Ende unserer Wegstrecke kommen wir noch an einer Kaffeeplantage vorbei bei der wir uns mal die eigentlichen Früchte anschauen können aus denen nachher unser allseits geliebter Kaffee hergestellt wird.
Angekommen an der Fähre kaufen wir uns ein Ticket (die Überfahrt kostet gerade einmal 5500 Rupien, also 50 Eurocent), um endlich nach Bali, auf die Insel der Götter rüberzuschippern und einfach nur am Strand zu relaxen. Mittlerweile nagt die Ermüdung an uns und wir brauchen dringend mal wieder ein Chillout-Plätzchen, um uns von dem Mega-Vulkan-Marathon zu erholen. Wir hoffen nur die ganze Zeit, das Sebi mit seiner Spalter-Unterkunft einen geeigneten Platz ausgesucht hat. Und wir werden nicht enttäuscht! Die 600m lange steinige Auffahrt zur Unterkunft ließ erst alle Hoffnung in uns schwinden, aber am Ende wurden wir belohnt: Eine Unterkunft wie sie im Katalog stehen könnte, direkt am Strand, Zimmer direkt am Meer (ungelogen nur 15 m). Eine wunderschöne kleine Anlage mit Pool, schönen Strandliegen unter Strohdächern und eigenem Privatstrand + Bootsanlegesteg. Die Besitzer waren sehr nette Deutsche (alle Gäste scheinen hier aus Deutschland zu kommen) und über allem schwebte eine gewisse familiäre Atmosphäre. Und der Knüller kam natürlich bei Besichtigung des klimatisierten Zimmers: EIN OUTDOOR-BATHROOM! Wie geil ist das denn!? Also der Abend war schon so gut wie eingeläutet, wir sprangen in den Pool und genehmigten uns erst einmal ein Bierchen und ein opulentes Nasi Goreng. Heeeeeeeeerrlich, was für eine Belohnung nach den vergangenen Strapazen!

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