Wasser. Vögel. Und ein echt isländischer Sommertag.

Wenn man einen Tag einem Element zuordnen kann, dann heute: Wasser ist definitiv der bestimmende Faktor. Und zwar aus allen Richtungen: Von vorne, von oben und von unten. Aber der Reihe nach.

Nach dem Aufstehen gab es erst einmal den Erstkontakt mit richtig isländischem Sommerwetter: Nieselregen, gefühlte 9 Grad Celsius, Wind. Läuft.

Aber eine Hardcore-Expeditionsgruppe wie wir lässt sich davon natürlich nicht abschrecken. Und so wird zügig gepackt, unser Luxusdomizil geräumt und nach einem kleinen, aber kalorien- und zuckerintensiven Frühstück in der 'Alten Bäckerei' um die Ecke unser erstes Ziel in Angriff genommen: Den vertrauenwürdigen Quellen nach dem 'schönste Wasserfall Islands', der Dynjandi.

Und tatsächlich, dieser eindrucksvolle, über mehrere Plateaus und kleine Ableger verteilte Vertreter seiner Zunft hat durchaus seine Reize. Vielleicht hätte er sogar bei ein bisschen weniger Regen und bisschen mehr Sonne noch etwas stärkeren Eindruck gemacht. Verbleiben wir so: Er spielt definitiv in der ersten Liga mit, alles andere entscheidet der persönliche Geschmack.

Und dann geht's los, Puffins gucken. Jetzt aber so richtig. Wer immer noch nicht weiss, was Puffins (oder deutsdch 'Papageitaucher') eigentlich sind: Sehen aus wie eine Mischung aus Papagei und Pinguin und verhalten sich auch irgendwie genau so. Nicht elegant, aber dafür umso süßer. Und wenn man sie beobachten will, sind die steil aufragenden Klippen des Latrabjarg genau der richtige Ort. Vor allem Vera, die ja auf unserer ersten Puffin-Einlage am Dyrholaey noch nicht dabei sein konnte, ist schon ganz wild darauf, die Tierchen endlich vor die Linse zu bekommen.

Wie man sich die Fahrt dahin vorstellen muss? Einsam, nass und holprig. Die Westfjorde sind immer noch schön rau und spärlichst besiedelt. Man hat teilweise den Eindruck, hier gibt es mehr Flughäfen als Einwohner. Nass wird es auch immer mehr - der Regen war wohl auch auf den Geschmack gekommen. Und holprig - naja, nach einem letzten Kaffee-Stop in Patreksfjördur (mit leckerem Kaffee, aber einer Bedienung, die nicht ganz kompatibel zu unserem gewohnt tight gesteckten Zeitplan war) wird aus der Straße ein Schotterweg, der mit dem Begriff 'Buckelpiste' nur unzureichend beschrieben ist. Auto, Fahrer und Passagiere werden über knapp 45km ordentlich durchgeschüttelt, aber alle überstehen den wilden Ritt ohne bleibende Schäden.

Ankommen. Aussteigen. Nass werden. Bei mittlerweile strömenden Regen machen wir uns auf den Weg die Steilküste hinaus und bereuen es gleich bitter, aus Zeitgründen auf unsere Regenhosen verzichtet zu haben. Entschädigt wird man allerdings durch die Puffins. Sie sind tatsächlich zahlreich vorhanden und zutraulich genug, um sich auch von den ambitionierstesten Fotografen nicht beeindrucken zu lassen. Auch wenn Timos und Veras Pläne, sich übers Gras a la Heinz Sielmann an die Zielobjeke heranzurobben, aus witterungstechnischen Gründen doch ad acta gelegt werden, kommen einige sehr schöne Fotos bei der ganzen Aktion raus. Es hat sich also definitiv gelohnt! Durchnässt, aber glücklich gehts wieder ins Auto, die gleiche Strecke zurück, dieses Mal aber durch ein von Mia ebenso lecker wie improvisiert zusammengestelltes 'on the Road'-Picknick deutlich aufgewertet. Schlaglöcher wurden dadurch aber auch nicht kleiner. Egal.

Next Stop: Der Fährhafen von Brjanslaekur - und unser Abschied von den Westfjorden. Nach dem Ticket holen wird Mia noch flugs unter Drogen gesetzt. Erstaunlich, was heutzutage alles als Reisetabletten verkauft wird. Und dann gehen wir pünktlich an Bord, und genehmigen uns beim Ablegen - endlich mal wieder - ein Picknick auf dem Sonnendeck.

Der Seegang hält sich in Grenzen, somit kommen alle unbeschadet in Stykkisholmur an und wir finden auch recht schnell unser Hofdagata Guesthouse und beziehen unsere Zimmer. Stykkisholmur ist die größte Stadt in West-Island, man sollte also meinen dass man da um 10 Uhr noch was zu Essen bekommt - leider Fehlanzeige... Das einzige was uns noch bleibt sind abgepackte Waren von der Tankstelle. Zum Glück leihen uns die Engländer im Guesthouse noch ihren Wasserkocher, so gibts wenigstens noch Suppe - Mahlzeit und gute Nacht!

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