Frühling im Sumpf

Wir wollen den Tag ausreichend ausnutzen und da wir ja doch recht früh ins Bett sind, sind wir alle noch vor dem Wecker wach. Es ist zwar erst 6 Uhr früh, doch nach deutscher Zeit ausreichend spät zum Aufstehen. Zwei Stunden vor unserem Zeitplan geht es zum Frühstück. Vorher jedoch bitten wir die schichthabende Rezeption darum, die Nummer des Hotels bei US Airways zu hinterlegen, in der Hoffnung, nach dem ersten Programmpunkt des Urlaubs wieder eigenes Gepäck zu haben. Amerikanisches Frühstück ist eher eine süße Sache, die verschiedene Ausführungen Toast und Gebäckrollen für den Toaster vorsieht. Timos erste Versuche mit dem Waffeleisen führen zum Schluss, dass man deutlich mehr Waffle Off verwenden muss.

Die gewonnene Zeit kann man wunderbar in einem riesigen Supermarkt verbringen. Während Timo sich für die nächsten Tage mit Unterwäsche ausrüstet, entdecken die Mädels allerhand sinnvolles, unnötiges, kurioses, erstaunliches und praktisches Zeug. Man könnte meinen, man stünde das erste Mal in einem Supermarkt. Mangels Einkaufskörben und -wagen können wir uns vor einem wahllosen Einkauf schützen. Jedoch um die vielen Einkaufstüten kommen wir nicht herum und werden sogar seltsam bestaunt, als wir manche Dinge einfach unter den Arm klemmen. 

Bei tausenden von Broschüren ist natürlich die mit der Adresse unserer Sumpftour nicht eingepackt. Doch es wundert keinen, als wir schon nach dem ersten Kilometer in die ungefähre Richtung auf die Beschilderung zum Veranstalter treffen. Während es immer tiefer ins weniger dicht besiedelte Landesinnere geht, ändert sich allmählich die Landschaft, in welcher sich das Sumpfgebiet immer deutlicher abzeichnet. Die Bäume stehen im Wasser und was nicht Straße ist, ist eindeutig der Feuchtigkeit ausgeliefert. Schon aus dem Auto sieht das alles etwas gruselig aus. Als wir zu früh ankommen fahren wir noch ein Stück weiter, um die Gegend zu erkunden und fahren dabei über eine Brücke, die dem Anschein nach eine "Schleuse" gegen Hochwasser darstellen soll. Gegen später werden Sabine und Johanna jedoch vom Guide aufgeklärt, dass diese Brücke vertikal angehoben wird, um größeren Schiffen Durchfahrt zu gewähren. Insgesamst vier Motorboote mit jeweils etwa zwanzig alligatorgeilen Touristen legen ab und verteilen sich aber schnell, da jedes eine andere Routenreihenfolge abfährt. Unsere Guides sind nicht nur sehr bewandt, sondern auch sehr lustig und lockern die Stimmung mit ein paar Sprüchen sehr gut auf. Neben vielen Vögeln, wir begegnen dreien davon, leben in diesen Sümpfen nordöstlich von New Orleans auch Schlangen und Wildschweine. Schon bald werden wir darüber aufgeklärt, dass sich die Alligatoren zu dieser Jahreszeit in einer Art Winterstarre unter Wasser befinden und wir wohl kaum einem begegnen werden. Nach zwei Stunden Naturkunde und teilweise nassen Hosen fahren wir erst mal zurück zum Hotel. Doch die Idee mit dem Umziehen klappt nicht so ganz. Das Gepäck hat noch nichts von sich hören lassen. Die Hotline empfiehlt uns, im Laufe des Tages noch einmal anzurufen. 

Also wenden wir uns endlich der Stadt selbst zu. Wir fahren direkt zum Mississipi, wo wir die letzten Sonnenstrahlen einfangen und laufen an der Promenade des Hafens entlang. Schon bald befinden wir uns mitten im French Quarter, dem Ursprung von New Orleans. Kleine Gassen sind dicht an dicht mit bunten Häusern umsäumt und die kleinen Geschäfte laden zum Bummeln ein. Besonder schön sind die sogenannten Gallerien der Häuser, welche einen Balkon auf tragenden Säulen darstellen (im Gegensatz zum Balkon, der nur über die Hausmauer befestigt ist). Heute ist auch Super Bowl. Dieses Event teilen wir mit anderen Amerikanern in einer Sports Bar, wo wir lokale Küche ausprobieren und bald wieder rausgeschmissen werden, weil wir nicht genügend ordern...

Der nächste Versuch, die fehlenden zwei Gepäckstücke zu lokalisieren dauert etwa eine halbe Stunde Telefoniererei mit dem Hotel und der Airline. Es ist noch nicht im Hotel abgeliefert, aber immerhin wissen wir, dass es in New Orleans ist. Etwaige Zustellversuche sind bisher wohl daran gescheitert, dass Johanna nicht im Hotel registriert ist... Aber mit den vollständigen Infos kann ja jetzt nicht mehr viel passieren. Daher gehen wir zum Abschluss und Feier des Tages noch ein letztes Bierchen trinken, wo Johanna sehr schnell vom Jetlag eingeholt wird, während die anderen im letzten Quarter vom Event des amerikanischen Jahres mitfiebern (und dabei wieder ein paar mehr Regeln lernen). 

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