Also eins kann man uns auf keinen Fall in unserem Urlaub vorwerfen: Faul rumliegen und bis 9 Uhr ausschlafen. Das ist einfach nicht drin. So auch wieder heute: Nachdem wir ja am Vortag eine Mekong Tour nach Vinh Long gebucht hatten, fuhr unser Bus heute mit 45 Minuten Verspätung vor unserem Hotel vor, also um 8 Uhr. Wir nehmen unser ganzes Gepäck mit, denn wir wollen ja nicht wie der Rest der Meute abends wieder zurück sondern noch ein Weilchen im Delta bleiben. Also alles tip top, rein in die Executive Class Sitze aus dem letzten Jahrhundert und ab geht es zur Tagestour in das Mekong-Delta. Schlechte Pisten kennen wir ja mittlerweile zur Genüge und kraterübersähte Straßen lassen unseren Fahrer in gewohnter Manier kalt. Unser Respekt gilt natürlich wie immer der koreanischen und japanischen Technik, die scheinbar wie zugeschnitten für diese wiedrigen Verhältnisse ungebrochen jahrzehntelang ihren Dienst tut. Die Auto-Nation Deutschland hätte da ihre Schwierigkeiten.Wir sitzen also fröhlich vergnügt (95% der Fahrgäste schlafen während der Fahrt) in dem Bus in Vorfreude dessen, was uns heute alles erwartet. Größtenteils leider Wasser...von oben und von unten...
Aber der Reihe nach: Unser durchaus motivierter Guide lotst den Bus zunächst nach Cai Be, wo wir auf ein Boot umsteigen, da sich das wenn man einen Floating Market besuchen will ja durchaus anbietet. Das erste Ärgernis: Entgegen vorheriger Zusage des Tourbüros können wir unser Gepäck nicht im Bus lassen, sondern alles muss mit aufs Boot. Naja was solls... los geht's: Der schwimmende Markt besteht aus lauter Schiffen, die die Ware die sie verkaufen auf einen langen Mast gesteckt haben. Viel los ist nicht um diese Uhrzeit, denn das große Treiben findet hier wohl eher in den frühen Morgenstunden statt. Somit schippern wir halt gemütlich den Fluss lang, welcher unübersehbar einen Wasserstand knapp unterhalb Überflutung hat und legen dann an einem Dorf an, wo diverse Handwerke der Essensherstellung dargeboten werden: Von Reiswaffeln, Reispapier über Honig und Kokosnussmilch. Alles ganz interessant, die anschließenden Drückerverkaufsstände lassen wir aber links liegen. Mittlerweile öffnet auch der Himmel das erste Mal seine Schleusen, aber zum Glück stehen wir grade ja im Trockenen.
Nachdem wir wieder an Bord unseres Kahns sind geht es auf eine kleine Insel, wo man uns zum Fahrradfahren nötigt. Wieder muss unser Gepäck von Bord... Da es sich mit 2 Rucksäcken so unentspannt radelt, nimmt uns zum Glück ein einheimisches Mädel unser Gepäck auf dem Roller mit. Definitiv eine gute Sache, denn mit Beladung wären die Fahrräder ein unzumutbares Risiko gewesen, so ohne Bremsen und so ... Dann also Mittagessen - wir teilen uns mit einem Londoner Pärchen einen Elefantenohrenfisch - auf jeden Fall empfehlenswert! Während wir den toten Fisch im trockenen genießen, hätte eben jener in lebendig draußen ohne weiteres umherspazieren können bei den Wassermassen die vom Himmel stürzen. In der nächsten Regenpause gehts zurück zum Fluss und unser Guide hält ein besonderes Schmankerl für uns bereit: Wir dürfen zurück zum großen Boot auf kleinen Ruderbooten fahren. An sich keine schlechte Idee, aber da es gerade als wir am Ufer ankommen wieder anfängt aus Eimern zu schütten, verliert das ganze etwas an Reiz... Einen Alternativplan scheint es nicht zu geben... Zufällig können wir hier auch noch ein paar Regencapes erwerben, scheint also kalkuliertes Risiko zu sein. Regencape hin oder her - nach 5 Minuten auf dem Ruderkahn sind wir nass bis auf die Knochen und beten, dass unser empfindliches technisches Equipment auf unserem Rücken von unseren Rucksäcken ausreichend beschützt wird.
Wieder am großen Boot angekommen folgt noch eine kleine Artistikeinlage, denn wir dürfen alle mitten auf dem Fluß vom sehr wackeligen Ruderkahn aufs etwas weniger wackelige Motorboot umsteigen - klappt aber alles ohne Schwierigkeiten und wir werden mit dem Boot nach Vinh Long gebracht. Dort sollte eigentlich noch ein Markt besucht werden, der stehe aber leider unter Wasser meint unser Guide. Dies hätte uns ein Zeichen sein können aber wir haben ja unsere eigenen Pläne und steigen nicht in den Bus zurück nach Saigon, sondern sagen Tschüss und machen uns zu Fuß auf in Richtung unseres Hotels - schließlich ist ja grade eine Regenpause...Kaum haben wir den halben Weg geschafft, stellen wir jedoch fest, dass der Markt hier nicht das einzige ist was unter Wasser steht, sondern auch auf der Hauptstraße steht das Wasser teilweise knietief. Während Maik die Unterwassertauglichkeit seiner Wanderschuhe testet, sattelt Timo noch schnell auf die für derartige Bedingungen extra eingekauften Plastik-Crocs um. Doch wir sind noch keine 100 Meter gewatet, da fällt uns der Himmel auf den Kopf... Unglaubliche Wassermassen fegen waagerecht heran und wir retten uns gerade noch in eine Bank, wo ein Wachmann uns Asyl anbietet. Während wir einfach nur froh sind im Trockenen zu stehen, sind wir gerade zur Hauptattraktion geworden, denn wir werden - schwer bepackt mit unseren Rucksäcken - ein bischen begafft wie im Zoo von den ca. 20 Bankangestellten.
Nach etwa 20 Minuten lässt die Sintflut zum Glück etwas nach und wir beschließen volles Risiko zu gehen und die 200 Meter zum Hotel zu waten. Welch Glück, die Straße wo unser Hotel ist, scheint höher zu liegen, auf jeden Fall steht hier kein Wasser und so kommen wir auch gleich im Lac Long Hotel an - zugegebenermaßen nicht gerade das Hilton... auch bei weitem nicht das Madame Cuc ... Trist, alles häßlich gefliest, Matratzendicke 3cm (aufgerundet)... aber sauber und billig. Und sehr viel mehr scheint es in diesem Kaff (immerhin 100.000 Einwohner) auch nicht zu geben: Das Café gegenüber verkauft weder Bier noch Essen und wir haben hier auch noch keine Menschenseele getroffen die auch nur im Entferntesten nach Tourist aussieht...
Aber immerhin finden wir ein Restaurant und bestellen angesichts der Tatsache, dass das teuerste Gericht auf der Karte 1,60€ kostet, gleich mal Krabbensuppe, HotPot, Hühnchen und Tintenfisch und lassen es uns so richtig schmecken. Auf dem Rückweg sehen wir zumindest noch 2 weitere verirrte Wanderer, aber wir beschließen dann erst mal im Hotel noch bei nem Bierchen ein paar Erfahrungen zu notieren und früh ins Bett zu gehen. Für den morgigen Tag warten wir erst mal das Wetter ab, bevor wir entscheiden in welche Richtung es weiter geht.
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Opa und Oma (Mittwoch, 26 Oktober 2011 19:31)
Hallo ihr beiden,
wir haben gerade eure ersten Berichte und Bilder gesehen,
ihr habt euch ja etwas vorgenommen,wir wünschen euch das allerbeste und das ihr nicht absauft,
wir warten schon gierig auf den nächsten Bericht
Tschüß Oma u Opa