Nach einer wohligen Nacht in dem recht schmuddeligen Hotel (Maik jammert über die Schimmelflecken an der Decke rum nach der Nacht auf den Holzbrettern) wachen wir einigermaßen erholt auf und machen uns mangels Frühstück im Hotel auf die Socken ins gegenüberliegende Café. Dort wollen wir einen Kaffee und einen Saft bestellen, um unsere müden Glieder wach zu bekommen. Aber Englisch kennen die Einheimischen wahrscheinlich nur aus Film und Fernsehen und so versuchen wir uns mit Händen und Füßen zu verständigen. Soweit so gut, der Kaffee ist gebongt und wir werden langsam wieder in unseren allseits geliebten Chillout-Modus versetzt. Nächste Etappe: Was macht man hier in Vinh Long ausser chillen? Es gibt einen Markt, der empfohlen wird und ansonsten war es das. Gestern war dieser leider überschwemmt und nicht begehbar, aber heute sieht die Welt schon wieder anders aus. Die Sonne scheint, es sind 34°C (8.30Uhr) und wir beginnen unsere Tour. Wir schlendern durch die gestern noch überschwemmten Straßen und staunen wie schnell sich dieses Szenario hier ändert.
Auf dem Markt herrscht reges Treiben und überall tönt uns ein fröhliches "Hello" entgegen, ich glaube wir sind im Umkreis von 50km die einzigen ausländischen (bzw. weißen) Touris die sich hierher verirren. Wir werden bestaunt und wieder einmal haben wir Angst, dass irgendein Rollerfahrer vor lauter Staunen gegen einen Baum fährt. Die Unfälle bleiben aber aus und wir erreichen nach dem Markt ohne weitere Zwischenfälle die Touristeninformation. Gut, so wie es aussieht sind sie nur auf einheimische Touris eingestellt, denn das Englisch ist hier auch eher mager und wir werden wieder einmal nur weiter verwiesen. Wir laufen enttäuscht weiter Richtung "Hafen" (5 Boote + 3 Busse stehen hier gelangweilt rum..). Und wieder tönt ein fröhliches "Hello my friends!" aus einem Straßencafé.. wir schauen erstaunt rüber und erkennen einen Englisch-sprechenden Einheimischen, der sich als Sohn der Angestellten aus dem Hotel vorstellt. Er spricht fließend Englisch und wir sind erleichtert endlich einen Ansprechpartner für unsere brennenden Fragen gefunden zu haben. Erste Frage: Wie kommen wir hier weg? Er lacht und empfiehlt uns seinen Bruder als Fahrer mitsamt einem nagelneuen Auto. Top! Abholservice ist auch dabei und so können weitere Pläne geschmiedet werden. Schnell ist ein Hotel in Trà Vinh abgecheckt und eine Bootstour über den Mekong, die uns den angebrochenen Morgen versüßen soll. Gesagt getan, schnell frisch gemacht und auf zu unserer Private-Tour über den Mekong. Vorbei auf kleinen Nebenarmen, an Fischerhütten, versenkten Booten und vielen kleinen Häuschen die irgendwo entlang des Wassers aufgebaut wurden. Wir sind immer wieder erstaunt wie riesig der eine Nebenarm (von acht!) des eigentlichen Mekong hier noch ist, was für schiere Wassermassen! Natürlich halten wir auch wieder an einem Touri-Restaurant mitten im Dickicht, wo es sehr leckeren Fisch gibt und eine herrliche Idylle beim Essen, denn wir sind hier ausser den Bediensteten ganz allein...
Nachdem die zweistündige Tour beendet ist, zischen wir schnell ins Hotel, packen unsere sieben Sachen und setzen uns in den nagelneuen Reiskocher des Bruders. Ein KIA. Wow! Die Autos hier sind komplett mit Plastikfolie ausgekleidet, inklusive des Dachhimmels und Lenkrad. Wer will so ein Auto!? Scheinbar niemand, denn hier fahren ja alle Roller..Aber hauptsache DVD-Player und LCD-Display an Bord. Wir werden auch schon gleich vom Fahrer mit wunderschönen Musikvideos unterhalten, in einer Sprache die wir wohl nie, nicht mal im Ansatz, verstehen werden. Angekommen in Tra Vinh sehen wir tatsächlich eine ganz andere Seite des Mekong-Deltas: Hier fließt der Fluss quasi nur vorbei und nicht überall durch, alles ist sehr hübsch gemacht - viele schöne Häuser und Tempel zieren den Weg, das Wetter ist weiterhin traumhaft und dann kommen wir an unser Hotel... Und es wird immer besser! Das bis jetzt mit Abstand schönste Hotelzimmer erwartet uns mit kolonialem Chic und einem sehr netten Herrn, der fließendes Englisch spricht.
Nachdem wir und kurz orientiert haben organisieren wir uns auch gleich 2 Roller, damit wir hier ein bischen die Umgebung auskundschaften können. Bis wir los kommen ist es dann aber doch halb 5 und viel Zeit bis zum Sonnenuntergang bleibt uns nicht mehr. Also erkunden wir die Innenstadt, die sich dieses Mal auch wirklich so nennen darf, treffen einen Exil-Vietnamesen, der aus den USA auf Heimatbesuch ist und wohl froh war, dass er jemand zum englisch quatschen hatte und stellen leider fest, dass die schöne Pagode in der Innenstadt gerade bei unserer Ankunft das Tor schließt. Macht nix, kommen wir halt morgen wieder. Die Touristeninformation im Ort ist leider auch mal wieder höchst informativ - auf die Frage wie wir hier wieder wegkommen kann uns nicht geholfen werden...
Also beschließen wir, uns morgen weiter umzuschauen und bringen die Roller erst mal nach Hause und suchen uns was zu essen. Die Empfehlung unseres Hoteliers ist nur 200m die Straße runter und hält zwar leckeres Essen aber dafür die unbequemsten Stühle die man sich vorstellen kann für uns bereit. Danach wollen wir noch ein Bierchen zischen und sehen ein nettes Café an der Straße gegenüber in dem auch einigermaßen was los zu sein scheint.Als wir uns nähern, werden wir von ein paar Jugendlichen euphorisch herbeigewunken und schneller als wir auch nur irgendwie reagieren können stellt uns ein Mädel zwei Stühle unter den Hintern und dann sitzen wir da ... um dann auch schnell festzustellen zwar zum Mittelpunkt des Cafés geworden zu sein, aber dass es hier weder Bier gibt noch jemand auch nur einen Wortfetzen englisch versteht... Also gibts halt (echt leckeren!) Kaffee auf Eis, liebevoll zubereitet von der überfröhlichen Mau, die sich wirklich Mühe gibt die Kommunikation voranzutreiben und bald haben wir mit Händen und Füßen Namen und Alter ausgetauscht. Maik's Mini-Feuerzeug erzeugt aus uns absolut unerfindlichen Gründen maximale Heiterkeit und wir haben bleiben noch eine ganze Weile in der enspannten Atmosphäre sitzen. Da wir irgendwann doch feststellen, dass die Unterhaltungsmöglichkeiten doch eher eingeschränkt bleiben, ziehen wir noch weiter zur Hotelbar gegenüber, wo wir dann doch noch ein Bierchen bekommen und uns dann auch so langsam auf den Heimweg und damit ins Bettchen begeben.
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