Einöden, Wassermassen und Vulkane

Heute steht auch wieder eine ganz schön lange Etappe auf dem Programm: wir wollen uns bis nach Akureyri im Norden durchschlagen und dabei natürlich auch so einiges mitnehmen. Also sehen wir zu dass wir nach kurzem Hausputz unser Domizil in Solbrekka zeitig verlassen und erst mal wieder die steile Schotterpiste zurück nach Egilstadir hinter uns bringen. Dort gibt es einen kurzen Boxenstop im Netto Supermarkt, der immerhin schon aufhat - ist ja hier um 9 Uhr morgens keine Selbstverständlichkeit...

Und dann rauf auf die Ringstraße und erst mal Kilometer fressen bis die Abzweigung zum Dettifoss in Sicht kommt. 38km - klingt ja erst mal nicht so schlimm, allerdings erweisen sich diese als ganz schön harte Kost... Rüttelschotter durch total verödete Steinwüsten, schnell fahren ist da nicht, bequem schon gar nicht und zu gucken gibts auch nix ... gaaar nix ... nicht mal Schafe.

Somit ist es eine ziemliche Erlösung, als wir endlich am Dettifoss ankommen. Die Sonne versteckt sich heute unter Wolken, das dunkle Tal in dass sich der gewaltige Wasserfall gegraben hat wikt da schon fast ein wenig finster. Gewaltig ist er trotzdem und eine Menge Gischt wirbelt er auf, wo er 45m auf 100m Breite in die Tiefe fällt - da kann man schon mal ne Weile gebannt zuschauen, allerdings auch nicht ewig, denn der Wind bläst hier oben gnadenlos und der Sand und Staub aus der trostlosen Steinwüste schleift einem das Gesicht wund.

Daher treten wir dann doch bald den Rückzug an, nicht mal ein Visitor Center mit Café gibt es hier draußen, aber immerhin nen Hotdog-Stand - soll ja auch ne isländische Spezialität sein, also her damit, besser als nichts. Dann heißt es, die endlose Rüttelei wieder zurück - wir entdecken mindestens 4 neue Quietsch-Geräusche an unserem Fahrzeug und sind froh, dass es nicht unser eigenes Auto ist dass wir hier über Stock und Stein quälen.

Zurück an der Ringstraße setzen wir den Weg zum Myvatn fort, um dann kurz vorher rechts abzubiegen ins Krafla-Feld - ein geothermisch aktives Vulkangebiet. Wir haben nämlich mitterweile wieder die Kontinentalplatten-Grenze erreicht. Hier steht ein großes Geothermie-Kraftwerk, dass hier Dampf aus dem Erdinneren zur Stomerzeugung nutzt. Wir informieren uns am Visitor-Center, wo es endlich den ersten Kaffee des Tages gibt und machen dann den Rundweg durch das Vulkan-Gebiet. Hier stinkt es nach Schwefel, also lecker nach faulen Eiern, aber nach kurzer Zeit haben wir uns dran gewöhnt und stiefeln 4km durch Lava-Geröll-Felder, Schwefelfelder und Erdspalten - ein ganzer Landstrich der irgendwie völlig surreal wirkt und im Hintergrund hat man saftig grüne Ebenen und Hügel.

Nach der großen Runde geht die Fahrt weiter bis wir den Myvatn erreichen - den Mückensee. Mücken hat es aber keine, die steife Brise die uns fast von der Straße bläst ist denen wohl auch zu viel. Wir fahren zunächst Dimmuborgir an - das heißt so viel wie Dunkle Steine. Nach Krafla sind die großen schwarzen Steinformationen nicht mehr ganz so beeindruckend, daher begnügen wir uns mit dem kleinen Rundweg, zumal der starke Wind auch unseren Augen zunehmend zu schaffen macht.

Da wir dem Myvatn morgen nochmal einen Besuch abstatten werden, setzen wir unseren Weg in Richtung Akureyri fort. Auf dem Weg steht der letzte Programmpunkt an: Der Godafoss - richtig! Nochmal ein großer Wasserfall - der Fall der Götter. Angeblich haben die Isländer nach der Bekehrung zum Christentum hier ihre heidnischen Götterbilder in die Fluten geworfen. Na der Wasserfall ist auf jeden Fall sehr schön, mittlerweile strahlt auch die Sonne wieder warm vom Himmel und wir genießen hier auch gleich noch einen Kaffee. Der ehrgeizige Plan, hier die nächste isländische Spezialität zu probieren (Gammelhai!) scheitert leider an den wie so häufig fragwürdigen Öffnungszeiten des Restaurants.

Die letzte Etappe nach Akureyri ist dann auch schnell geschafft und wir erreichen Islands zweitgrößte Stadt mit immerhin knapp 18000 Einwohnern, Schafe nicht mitgerechnet. Unser Guesthouse ist ein Glücksgriff: 100m Fußweg in die kleine aber feine Fußgängerzone, schönes Zimmer mit Bad und Parkplatz vor dem Haus - top. Nach kurzer Erfrischung geht es dann traditionell isländisch essen im Bautinn - Salat- und Suppenbuffet und dazu Lamm, gebraten und gekocht und wie immer hervorragend. Danach noch auf ein Bierchen ins Café Paris und ab in die Heia - der Tag hat uns doch ganz schön geschlaucht, morgen wird erst mal ausgeschlafen.

 

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